TikTok-Deal 2025: 50 % der US-Einnahmen gehen an ByteDance

Was bedeutet das für Unternehmen und Marken?
Monatelang stand TikTok in den USA auf der Kippe. Nach intensiven Debatten über Datensicherheit, staatliche Einflussnahme und den möglichen Zugriff chinesischer Behörden schien das Ende der Social-Media-Plattform am amerikanischen Markt nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Erst mit dem Regierungswechsel und der neuen Leitung unter Donald Trump kam Bewegung in die Verhandlungen. Statt eines Verbots steht nun ein weitreichender Kompromiss im Raum, einer, der die Zukunft der Plattform und die globale Social-Media-Landschaft nachhaltig verändern könnte.
Der geplante TikTok-Deal 2025
Künftig sollen 50 % aller TikTok Einnahmen in den USA an den chinesischen Mutterkonzern ByteDance fließen. Was auf den ersten Blick nach einer pragmatischen Lösung aussieht, ist in Wahrheit ein Balanceakt zwischen Politik, Wirtschaft und Technologie, mit möglichen Folgen, die weit über den digitalen Raum hinausreichen.
Für Marken, Agenturen und Werbetreibende stellt sich nun die entscheidende Frage. Wie stabil bleibt TikTok als Marketingplattform, wenn Macht, Daten und Kontrolle zwischen Ost und West neu verteilt werden?
Doch wie kam es überhaupt zu diesem Deal?
Der Ursprung dieser Maßnahme liegt in jahrelangen regulatorischen Spannungen zwischen der US-Regierung und TikTok. Kritiker warnen davor, dass Nutzerdaten von US-Usern an chinesische Stellen gelangen könnten. Zudem besteht der Wunsch, den Empfehlungsalgorithmus und die Kontrolle über die Plattform näher an amerikanische Institutionen zu bringen. Ein Gesetz, das 2024 unter der Präsidentschaft von Joe Biden verabschiedet wurde, setzte TikTok unter erheblichen Druck. Entweder das US-Geschäft wird abgegeben oder die App könnte in den USA verboten werden. Die Reaktion darauf war ein Konzept zur Abspaltung, eine neue Gesellschaft soll das TikTok-Geschäft in den USA übernehmen, bei der Investoren aus den USA bzw. internationale Mehrheitsanteile halten, während ByteDance sich weiterhin eine Beteiligung sichert.
Wer bekommt was, wer behält die Kontrolle?
Der Plan sieht vor, dass US- und internationale Investoren rund 80 % der Anteile an der neuen Gesellschaft übernehmen. ByteDance soll 20 % behalten. Damit bleibt ByteDance formell ein bedeutender Anteilseigner, auch wenn es nicht mehr die alleinige Kontrolle besitzt. Der Deal ist in seinem Kern so gestaltet, dass ByteDance trotz der Anteilsreduktion erheblich am wirtschaftlichen Erfolg Teil hat.
50 % aller US-Einnahmen für ByteDance
Nun sollen 50 % der US-Einnahmen der neuen TikTok-Einheit an ByteDance fließen. Diese Aufteilung ist wohl nicht willkürlich, sondern dient als Ausgleich für die aktuell niedrige Bewertung des US-Anteils (die oft mit rund 14 Mrd. USD angegeben wird), während Analysten frühere Schätzungen bis zu 40 Mrd. USD platziert hatten.
ByteDance soll Einnahmen aus zwei Quellen beziehen:
- Lizenzgebühren für den Algorithmus
- Gewinnanteile aus seiner Beteiligung
In Summe ergibt das eine effektive Beteiligung von etwa 50 % oder mehr am US-Geschäft.
Wer behält die Kontrolle über den Algorithmus & die Daten?
Der Algorithmus von TikTok gilt als Herzstück der Plattform. Er bestimmt, welche Inhalte Nutzern angezeigt werden und beeinflusst damit Reichweite, Engagement und Umsatz stark. In den derzeitigen Planungen bleibt der Algorithmus in der Hand von ByteDance. Die neue US-Einheit müsste ihn lizenzieren und mit US-Nutzerdaten nach trainieren. Die US-Nutzerdaten sollen lokal auf US-Servern gespeichert werden. Es ist allerdings noch unklar, wie tief die Einblicke der US-Betreiber in das Innenleben des Algorithmus sein werden.
Zustimmung aus China nötig
Bislang liegt keine endgültige Zustimmung der chinesischen Regierung oder von ByteDance selbst in finaler Form vor. Die chinesische Seite äußerte, dass US-Investoren ein „offenes, faires und diskriminierungsfreies Umfeld“ bieten müssten. Ein Deal dieser Komplexität ist stark von politischen, regulatorischen und technischen Verhandlungen abhängig.
Welche Auswirkungen hat dies für Marken und Marketingagenturen?
Für Unternehmen, die TikTok als Marketingkanal nutzen, ergeben sich aus diesem Deal weitreichende Konsequenzen. Manche sind potentiell positiv, andere eher kritisch.
Chancen
- Mehr rechtliche Stabilität in den USA
Wenn TikTok USA in eine neue, US-orientierte Struktur überführt wird, sinkt das Risiko eines Total-Verbots oder abrupten Ausschlusses als Werbekanal. - Potenzial für bessere Werbeprodukte
Ein stärker regulierter Rahmen könnte einhergehen mit mehr Transparenz, besseren Reportings und einer klareren Schnittstelle für Werbetreibende. - Attraktivere Finanzierung und Investitionen
Internationale Beteiligungen und Kapitalzufluss könnten Innovationen in Web-Technologien fördern, was Marken dementsprechend Vorteile bringen wird.
Risiken und Herausforderungen
- Reduzierte Margen & steigende Kosten
Wenn 50 % der Einnahmen an ByteDance gehen, hat die neue Gesellschaft weniger Spielraum. Das könnte zu höheren Werbepreisen oder eingeschränkten Rabatten führen. - Abhängigkeit vom Algorithmus
Marken bleiben in hohem Maße abhängig von Entscheidungen, die ByteDance trifft. Änderungen im Empfehlungsalgorithmus können große Auswirkungen haben und Marken haben wenig Einfluss darauf. - Eingeschränkter Datenzugriff
Wenn die US-Einheit nicht vollständigen Zugriff auf alle Daten bekommt, kann das Targeting, Attribution und Optimierung einschränken. - Politisches Risiko bleibt
Selbst mit einem Deal sind rechtliche und regulatorische Eingriffe nicht ausgeschlossen. Einschränkungen durch Gesetzgeber oder Gerichte könnten weiterhin möglich sein. - Wettbewerb durch andere Plattformen
Sollte TikTok weniger flexibel oder teurer werden, könnten Marken zu Alternativen wie Instagram Reels, YouTube Shorts oder neuen Wettbewerbern ausweichen.
Wie könnte sich der Deal entwickeln?
Für strategisches Denken ist es hilfreich, mögliche Zukunftsszenarien durch zu spielen:
Szenario A: Der Deal gelingt sauber
In diesem Szenario gelingt eine vollständige Vereinbarung. TikTok USA operiert als eigenständige Gesellschaft, US-Investoren führen, die Plattform läuft weiter und Marken profitieren von relativer Stabilität und planbarer Struktur.
Szenario B: Strenge Auflagen & Regulierungsdruck
Die US-Regulierungsbehörden formulieren starke Transparenz- und Kontrollpflichten. Audits, Offenlegung von algorithmischen Mechanismen und Eingriffe könnten Innovation hemmen, gleichzeitig aber Vertrauen schaffen.
Szenario C: Der Deal scheitert oder wird verwässert
Wenn China nicht zustimmt oder ByteDance Teile nicht herausgibt, könnte der Deal aufgegeben oder stark modifiziert werden. TikTok bleibt weiter unter Unsicherheit und für Marken wird Kalkulation schwieriger.
Szenario D: Plattform-Verschiebungen & Marktfragmentierung
Angesichts Unsicherheiten könnten Marken ihre Budgets stärker streuen. Konkurrenz-Plattformen könnten aggressiv aufholen und Marktanteile gewinnen.
Empfehlungen für Marken und Agenturen
Zwischen Politik, Technologie und Wirtschaft entsteht ein neues Gleichgewicht und wer sich jetzt richtig positioniert, kann daraus sogar Chancen ziehen. Als Marke oder Agentur bist du Teil dieses Wandels. Wenn du verstehst, wie sich Macht, Daten und Algorithmen verändern, kannst du deine Kampagnen so ausrichten, dass sie auch in dieser neuen Social-Media-Ära Wirkung zeigen. Damit du auf die kommenden Veränderungen vorbereitet bist, lohnt es sich, jetzt strategisch zu handeln. Hier sind einige konkrete Schritte, die dir helfen, agil zu bleiben und langfristig erfolgreich zu werben:
- Diversifiziere deine Plattformstrategie
Setze nicht allein auf TikTok. Stärke deine Präsenz auf Instagram, YouTube, Snap und weiteren Kanälen, um flexibel zu bleiben und Zielgruppen breiter zu erreichen. - Baue ein solides Tracking- und Reporting-System auf
Investiere in eigene Benchmarks, Attributions Tools und Datenanalysen. So erkennst du früh, wenn sich Reichweiten, Kosten oder Nutzerverhalten verändern. - Plane modulare Budgets und Kampagnen
Gestalte deine Kampagnen so, dass du sie schnell anpassen kannst, wenn sich Algorithmen oder Kostenstrukturen verändern. - Verlange mehr Transparenz in Verträgen
Achte auf Reporting-Pflichten und Vergleichswerte, um die Leistung deiner Kampagnen objektiv zu messen. - Stärke deine First-Party-Daten
Je unabhängiger du von Plattform-Daten bist, desto robuster bleibt deine Marketingstrategie gegenüber externen Veränderungen. - Behalte Kosten und Nutzen im Blick
Analysiere regelmäßig CPC, CPM, Reichweiten und ROAS, um faktenbasierte Entscheidungen zu treffen. - Bleibe über Gesetzgebung und Regulierung informiert
Politische Entwicklungen beeinflussen zunehmend, wie Social Media betrieben wird. Wenn du frühzeitig über Änderungen Bescheid weißt, kannst du schneller reagieren.
Fazit
Der geplante TikTok-Deal ist mehr als nur ein wirtschaftliches Abkommen. Es wird eine neue digitale Machtverteilung zwischen China und den USA geben. Für Marken und Agenturen bedeutet das, wachsam, flexibel und innovationsbereit zu bleiben. Wenn du jetzt beginnst, deine Marketingstrategie bewusst an diese neuen Strukturen anzupassen, gewinnst du Handlungsspielraum. Denn wer Veränderungen nicht nur beobachtet, sondern sie strategisch nutzt, wird auch in Zukunft dort sichtbar sein, wo Aufmerksamkeit entsteht.